Einen neuen Denk- und Tätigkeitsansatz bietet die Mikrolagerung, welche seit einiger Zeit als neue Begrifflichkeit Einzug in die Pflege hält. Dahingehend spricht sich auch der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) in seiner Grundsatzstellungnahme Dekubitus (Projektgruppe 32, Stand: 2001) positiv aus. Wenn die Mikrolagerung thematisiert wird, so wird schnell klar, dass viele zwar schon davon gehört, mit der Umsetzung im Pflegealltag aber noch Probleme haben.
Wie bei der MiS Micro-Stimulation – einem pflegetherapeutischen Ansatz zur Dekubitusprophylaxe und -therapie – sollte neben der Druckentlastung auch die Bewegungsförderung im Fokus der täglichen Pflege stehen. Gerade in der häuslichen Versorgung sind pflegende Angehörige oft verunsichert, ob die Lagerung ausreichend ist, um einen Dekubitus oder andere Erkrankungen zu verhindern. Hier bieten moderne digitale Assistenzsysteme wie z.B. intelligente Matratzen mit integrierten Sensoren eine sichere Unterstützung (www.intelligente-matratzen.de).
Was ist eine Mikrolagerung?
Der gesunde liegende Mensch führt in einer Stunde zwischen 8 und 40 Mikrobewegungen durch. An diesem physiologischen Bewegungsmuster orientiert sich die Mikrolagerung. Angestrebt werden dabei physiologische Positionsveränderungen in den Gelenken sowie unterstützende Lageveränderungen durch Druckverteilung an Kopf, Schultern, Hüfte und im Fersenbereich.
Welche Ziele hat die Mikrolagerung?
Es gilt mittlerweile als gesichert, dass bereits kleinste Schwerpunktverlagerungen ausreichen, um eine prophylaktische Wirkung zu erzielen. Die Häufigkeit und Kontinuität in der Nachahmung des physiologischen Bewegungsmusters dient unterstützend der Vermeidung von Sekundärerkrankungen wie z. B. Dekubitus, Pneumonie, Thrombose und Kontrakturen. Eine Druckentlastung von bestimmten Körperarealen, wie bei der Makrolagerung, wird nicht erzielt. Die Mikrolagerung dient der zeitweiligen Entlastung (Druckverteilung), ersetzt jedoch nicht das regelmäßige Umlagern.
Bei wem kann die Mikrolagerung angewendet werden?
Die Mikrolagerung kann bei allen Patienten angewendet werden, die sich nicht ausreichend selbst bewegen können und aufgrund dessen Unterstützung in ihrer Bewegung und Mobilität seitens der Pflegekräfte bedürfen. Diese Lagerungsvariante eignet sich besonders gut für Schmerzpatienten oder den nächtlichen Positionswechsel. Sie bietet die Möglichkeit, schnell und sanft Lageveränderungen durchzuführen, indem der Patient nur minimal bewegt wird.
Wie wird die Mikrolagerung durchgeführt?
Es können bei jedem Patientenkontakt kleinste Lage- und Positionsveränderungen durchgeführt werden. Diese Maßnahme kann beispielsweise im Uhrzeigersinn erfolgen. Dazu kann ein zusammengefaltetes Handtuch unter das Becken geschoben und nach kurzer Zeit unter der Schulter positioniert werden.
Welche Hilfsmittel können eingesetzt werden?
Zur Durchführung einer Mikrolagerung eignen sich besonders gut Handtücher, Bettdecken (gefaltet / als Rolle) sowie Kissen. Der Hilfsmitteleinsatz sollte unter dem Aspekt „weniger ist mehr“ erfolgen, um negative Auswirkungen auf das Bettklima und die Bewegungsfreiheit des Patienten zu vermeiden. Da keine speziellen Lagerungshilfsmittel zum Einsatz kommen, kann die Mikrolagerung auch von pflegenden Angehörigen durchgeführt werden.
Ein Tipp aus der Praxis:
Sollten Handtücher als Lagerungshilfsmittel zum Einsatz kommen, so hat es sich als praktisch erwiesen,
eine Handtuch-Farbe für die Lagerung zu standardisieren. Bei so einer Vereinbarung ist jedem sofort
ersichtlich, dass eine Mikrolagerung durchgeführt wird.
Lagerung/Positionierung-Beispiele finden Sie hier:
https://www.dekubitus.de/ratgeber/prophylaxe/lagerungstechnik
Wäre es nicht eine Erleichterung, per Smartphone-App benachrichtigt zu werden, wenn es Auffälligkeiten gibt oder eine Umlagerung des zu Pflegenden notwendig ist?
Hier mehr dazu im Blog Beitrag: www.dekubitus.de/aktuelles/dekubitus/albtraum-wundliegen-unterstuetzungen-bei-der-naechtlichen-versorgung
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