Als Angehöriger übernimmt man pflegerische Aufgaben, ohne dafür professionell ausgebildet zu sein. Der Besuch eines Pflegekurses ist sinnvoll
Die Schulungen helfen, den Alltag für den pflegenden Angehörigen so einfach wie möglich zu gestalten. Vermittelt werden sowohl praktische als auch theoretische Kenntnisse. Erlernt werden etwa Handgriffe zur Mobilisierung, Lagerung und Sturzprophylaxe, zudem es gibt Tipps zur Ernährung, Medikamentengabe und Körperpflege.
Auch die Pflegeperson wird thematisiert: Wie arbeitet man rückenschonend? Oder verhindert eine Überlastung? Nicht zuletzt wird vermittelt, welche Rechte Pflegenden aufgrund der Sozialversicherung zustehen, aber auch, welche Pflichten sich daraus ergeben. Die öffentlichen Schulungen werden meist in Räumlichkeiten des schulenden Dienstleisters (etwa Sozialstationen) als Gruppenkurs angeboten. Sie haben den Vorteil, sich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. Alternativ ist ein Einzeltraining in der häuslichen Umgebung des Hilfsbedürftigen möglich, sofern dieser einen Pflegegrad hat. Dann kann vor Ort gezielt auf die Pflegesituation der Betroffenen eingegangen werden.
Den „richtigen“ Kurs nutzen
Diese (Basis-)Schulungsangebote stoßen im Einzelfall an Grenzen, da Umstände nach besonderen Details verlangen. Spezialkurse gibt es etwa für die Pflege von Demenz-, Parkinson- oder Multiple Sklerose-Erkrankten sowie Kinder oder Schlaganfall-Patienten. Zuletzt noch ein Tipp zur Planung: Öffentliche Pflegekurse finden meist an mehreren festen, sich inhaltlich ergänzenden Terminen statt, in Blöcken à 90 Minuten bis drei Stunden. Sie werden oft unter der Woche abends oder extra samstags angeboten, damit auch Berufstätige daran teilnehmen können. Auch die Einzelschulungen sind mehrteilig, die Termine werden individuell vereinbart.
Den Beratungseinsatz als Chance verstehen!
Etwas lernen zu können ist für viele Angehörige überraschend, wenn erstmals ein Beratungseinsatz ansteht; denn die Berater sind erfahrene Pflegefachkräfte.
Offen ins Gespräch gehen
Hauptziel des Besuchs ist es, den pflegenden Angehörigen zu stärken und davor zu bewahren, sich zu überlasten –
sowie Lösungen für etwaige Wissensdefizite aufzuzeigen.
Wer fragt, gewinnt
Wer sich etwa schwer verständliche Arztbriefe „übersetzen“, Handgriffe noch mal zeigen oder neue Hilfsmittel erklären lässt, nutzt das Beratungsgespräch optimal aus.
Schulungs-Empfehlung nutzen
Es spricht übrigens nichts dagegen, den Beratungstermin mit einer häuslichen Schulung zu kombinieren.
So kann sofort auf die aktuelle Pflegesituation eingegangen werden.
Papierkram gehört dazu
Der Beratungseinsatz wird dokumentiert. Das Formular hat drei Ausführungen und wird vom Pflegenden wie Berater unterzeichnet. Ein Exemplar ist für den Hilfsbedürftigen, eins behält der Pflegeberater, das Dritte geht an die Pflegekasse. Übermittelt wird ein Terminnachweis. Das Beratungsprotokoll kann aber auch Empfehlungen für Schulungen, Hilfsmittel oder Wohnraumanpassungen enthalten.
Expertin ANTJE SIEMUND, Krankenschwester und Pflegeberaterin, Sozialstation Leonberg,
berät und schult Hilfsbedürftige und deren Angehörige
Kosten & Finanzierung Pflegekurse und Beratungseinsätze sind für die Teilnehmer immer gebührenfrei. Die Kosten trägt die Pflegekasse oder private Versicherung.
Freiwillig
Die Kurse stehen jedem frei, ob man erst mal „nur“ Interesse an einer ehrenamtlichen Pflegetätigkeit hat oder bereits einen Angehörigen oder Bekannten pflegt. Das Angebot ist bewusst optional; ein Besuch ist kein Muss, aber immer ein Gewinn.
Verpflichtend
Anders sieht es mit dem „Beratungseinsatz“ für diejenigen aus, die Pflegegeld gemäß § 37 Abs. 3 SGB XI beziehen. Sie müssen bei Pflegegrad 2 und 3 einmal im Halbjahr, bei Pflegegrad 4 und 5 einmal im Quartal wahrgenommen werden, andernfalls kann die Pflegekasse das Pflegegeld einbehalten.
Ihr recht auf Schulung
In § 45 Abs. 1 SGB XI heißt es: „Die Pflegekassen haben für Angehörige (…) unentgeltlich Schulungskurse durchzuführen, um soziales Engagement im Bereich der Pflege zu fördern und zu stärken, Pflege und Betreuung zu erleichtern und zu verbessern sowie pflegebedingte körperliche und seelische Belastungen zu mindern.“
Schreiben Sie uns, wenn auch Sie Fragen rund um das Thema Pflege haben!