Dekubitus-Stadien nach ICD- 10
Dekubitalgeschwüre zählen zu den chronischen Wunden. Liegt ein Druckgeschwür vor, muss unverzüglich mit einer fachgerechten Behandlung begonnen werden. Sie nimmt häufig einen längeren Zeitraum, nicht selten mehrere Wochen, in Anspruch. Insofern fordert sie von allen Beteiligten Geduld und ein konsequentes Vorgehen in der Umsetzung der Therapiemaßnahmen. Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Schmerzsymptomatik eines Dekubituspatienten gerichtet werden, da ein Großteil der Betroffenen unter diesen negativen Begleiterscheinungen leidet.
Der Schweregrad eines Dekubitus richtet sich nach der Ausdehnung in die Tiefe des Gewebes. Es werden üblicherweise vier verschiedene Dekubitus-Stadien bzw. -Kategorien voneinander unterschieden.
(nach ICD-10, wichtig für Versorgungen nach SGB V)
Stadium / Kategorie I
Bei Fingerdruck („Fingertest“) nicht abblassende, umschriebene Hautrötung bei intakter Haut. Weitere klinische Zeichen können Ödembildung, Verhärtung, lokale Überwärmung und Verfärbung der Haut (insbesondere bei Personen dunkler Hautfarbe) sein.Bei kontinuierlicher Druckentlastung verschwindet die Hautrötung nach einigen Stunden bis Tagen. Findet keine Druckentlastung statt, kommt es zur verstärkten Einlagerung von Flüssigkeit mit anschließender Blasenbildung.

Stadium / Kategorie II
Teilverlust der Haut. Epidermis bis hin zu Anteilen der Dermis sind geschädigt. Der Druckschaden ist oberflächlich und stellt sich klinisch als Blase, Hautabschürfung oder flaches Geschwür dar.Ein nässender, sehr infektionsanfälliger Hautdefekt ist entstanden.

Stadium / Kategorie III
Verlust aller Hautschichten und Schädigung oder Nekrose (abgestorbenes Gewebe) des subkutanen Gewebes, die bis auf den drunter liegenden Muskel reichen kann. Der Dekubitus zeigt sich klinisch als tiefes offenes Geschwür.Aufgrund des durch das eigene Körpergewicht von Seiten des Knochens von innen auf das Gewebe wirkenden Druckes und der daraus resultierenden Schädigung im tieferen Gewebe ist es möglich, dass die Stadien I und II nicht bemerkt werden und der Dekubitus erst im Stadium III erkennbar wird.
Gesunde Haut ist von nekrotischen Taschen unterminiert. Darum ist bei der Versorgung auch immer auf ertastbare klinische Zeichen, wie Überwärmung, Druckschmerz und Verhärtung zu achten.

Stadium / Kategorie IV
Verlust aller Hautschichten mit ausgedehnter Zerstörung, Gewebsnekrose oder Schädigung von Muskeln, Knochen oder unterstützenden Strukturen (Sehnen, Gelenkkapsel).(Quelle: ICD-10-GM 2016) | Fotos: Fa. Hartmann Heidenheim

Dekubitus-Klassifikation
Es gibt zahlreiche, teilweise unterschiedliche Dekubitus-Klassifikationen. Es wurde sich hier für die Klassifikation nach NPIAP (National Pressure Injury Advisory Panel) entschieden. NPIAP-Kategorien dienen dazu, die pflegerische und ärztliche Einschätzung, Therapie, Wundversorgung sowie Dokumentation zu begleiten und zu optimieren.
Ein großes Problem in der Dekubitusdiagnostik ist, dass mehrere Haut- und Gewebeschädigungen nebeneinander existieren können, gerade bei Menschen mit ausgeprägter Pflegebedürftigkeit.
Wenn es um die Versorgung durch Kostenträger geht, ist in Deutschland nach wie vor die ICD-10 ausschlaggebend.
Keiner Kategorie / keinem Stadium zuordenbar: Tiefe unbekannt
Vollständiger Gewebsverlust. Basis des Geschwürs ist mit Belägen und / oder Schorf bedeckt. Bis die Beläge beseitigt sind, kann die tatsächliche Tiefe der Gewebsschädigung nicht festgestellt werden. Fester, stabiler, trockener Schorf ist als „natürlicher Schutz“ des Körpers anzusehen und sollte nicht entfernt werden.
Vermutete tiefe Gewebeschädigung: Tiefe unbekannt
Verfärbte intakte Haut oder blutgefüllte Blase aufgrund einer Schädigung des darunterliegenden Weichgewebes, Ursache Druck und/ oder Scherkräfte. Gewebe kann schmerzhaft sein, im Vergleich zur Umgebung fester, weicher, wärmer, kälter. Gerade bei Personen mit dunkler Hautfarbe kann die Diagnostik hier erschwert sein. Erst im Therapieverlauf kann es zur Freilegung des tatsächlichen Befundes kommen.
(vgl. Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege, 2. Aktualisierung 2017, S. 51 ff.) | Grafiken der Stadien/Kategorien: © PCards.de
Abgrenzung Dekubitus von ähnlichen Krankheitsbildern (Differenzialdiagnostik)
Für die weitere Behandlung des Betroffenen ist es unerlässlich festzustellen, um welche Art von Hautschädigung es sich handelt. Die Therapien entscheiden sich dadurch erheblich und nur durch eine eindeutige Zuordnung des vorhandenen Hautdefekts kann eine effektive Therapie erreicht werden.
Wunden, die einem Dekubitus ähneln, sind häufig Inkontinenzassoziierte Dermatitis (IAD) oder venöse Ulzera wobei die IAD die weitaus häufigere Abgrenzung ist.
Hier einige wichtige Unterscheidungskriterien zwischen Dekubitus und IAD:
Dekubitus
- tritt an prominenten Knochenstellen auf (Kreuzbein)
- Wunde scharf abgegrenzt
- Wundgrund schlecht durchblutet, häufig trockene oder feuchte Nekrosen
Inkontinenzassoziierte Dermatitis
- Gehäuft an Hautfalten (Steißbein)
- flächig verteilt
- oberflächlich, gut durchblutet