Dekubitusprophylaxe -
Risikoeinschätzung
Der Expertenstandard Dekubitusprophylaxe empfiehlt engmaschige Hautinspektionen bei den Betroffenen durchzuführen. Vor allem sollen hierbei Hautstellen untersucht werden, die sich über knöchernen Vorsprüngen befinden. Stellt man hierbei eine Rötung der Haut fest, sollte der sog. Fingertest angewandt werden. Man drückt auf die Rötung und nimmt den Finger wieder weg. Wird das betroffene Hautareal darunter weiß, besteht nur eine oberflächliche Rötung, bleibt das Gewebe rot, ist also nicht „wegdrückbar“ handelt es sich um eine tiefe Gewebeschädigung und es besteht ein Dekubitus. Zusätzlich sollte diese Rötungen auch auf Ödembildung (Schwellungen), Schmerz und Überwärmung hin untersucht werden.
Hautinspektion und Analyse sind Teil des Risikoassessments. Jeder Bewohner eines Pflegeheims oder einer Rehaeinrichtung sollte umgehend nach Aufnahme, spätestens aber innerhalb von 8 Stunden eine umfassende klinische Einschätzung des persönlichen Dekubitusrisikos erhalten. Die Verwendung von Risikoskalen dient hierbei nur unterstützend. Die Einschätzung sollte durch qualifiziertes, erfahrenes Pflegepersonal erfolgen und in individuellen Anständen wiederholt werden, je nachdem wie sich der Zustand des Bewohners/ Patienten entwickelt und wie viele Risikofaktoren bzw. bestehende Dekubitalgeschwüre vorliegen.
Hierbei berücksichtigen wir die folgenden Faktoren:
- Einschränkungen der Mobilität und Aktivität (Lähmungen, Sedierung, Depressionen, Schmerzen, Schonhaltungen, Erkrankungen, etc.)
- Einschränkungen der Sensibilität und/oder des Bewusstseins (Polyneuropathien z.B. bei Diabetes mellitus, Lähmungen, Narkosen, etc.)
- Medizinische Geräte und Applikationen, die sich in unmittelbarem Kontakt zur Haut/ Schleimhaut befinden (Katheter, Kanülen, Sonden, Verbände, Anti-Thrombosestrümpfe, körpernahe Fixierungen, etc.)
- Bestehender oder abgeheilter Dekubitus
- Untergewicht
- Alter
(nach Schröder/Kottner, 2012, S, 92)
Bei aller Einschätzung von Mobilität ist und bleibt jedoch nicht entscheidend, was der Patient kann oder können müsste, sondern was er tatsächlich tut. Also nicht nur die Bewegungskompetenz sondern vor allem die tatsächliche Aktivität und Bereitschaft zur Bewegung und Kooperation mit den Pflegekräften.